Olten (SO), 17‘900 Einwohner

Neue Hülle für Oltner «Energieschleudern»

Mit der Umsetzung der 2008 vom Stadtrat verabschiedeten Gebäudestrategie macht sich Olten (SO) auf den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft. Die zwei grössten «Sorgenkinder» punkto Energiebedarf sind in der Zwischenzeit saniert.  

Wer die Stadtverwaltung in Olten besuchen will, wird schnell fündig: Das Stadthaus, in dem die Verwaltung untergebracht ist, ist mit seinen imposanten 52 Metern Höhe ein markanter Blickfang. Die zehn Stockwerke des 1966 erbauten Hochhauses sind momentan kaschiert, als hätte der Verhüllungskünstler Christo Hand angelegt. Gerüste glänzen unter Abdeckungen aus halbtransparenten Baunetzen. Daneben ragt ein Kran in den Himmel, auf der Strasse brummen Lastwagen, und der Lärm eines Betonmischers hallt über den Parkplatz. Die stetige Geräuschkulisse der Baustelle ist auch in Adrian Balz’ Büro im siebten Stock nicht zu überhören. Der Leiter der Baudirektion der Stadt Olten ist sich den Lärm gewohnt, schliesslich stehen die Gerüste an seinem Arbeitsort bereits seit Anfang Jahr. «Die Bauarbeiten dauern noch bis Herbst 2015», weiss Balz.   Bis dahin soll die Sanierung des Stadthauses abgeschlossen sein. Sie ist Teil der Gebäudestrategie, welche im Rahmen des Energiestadt®-Reaudits erarbeitet und im April 2008 vom Stadtrat Olten verabschiedet wurde. Damit soll der gemeindeeigene Gebäudebestand langfristig den Anforderungen der sogenannten 2000-Watt-Gesellschaft, respektive dem SIA Effizienzpfad Energie angepasst werden.   

Energieverbrauch um zwei Drittel senken  

Die Stadt Olten möchte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung einen Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs und des CO 2 -Ausstosses leisten. Die Gebäude spielen dabei eine bedeutende Rolle: Mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs der Schweiz wird für die Erstellung, den Betrieb, die Instandhaltung und die Sanierung von Immobilien benötigt. Zur Umsetzung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich dient der SIA Effizienzpfad Energie: «Er enthält Zielwerte und Massnahmen, die es ermöglichen, heute schon Neu- und Umbauten zu realisieren, die den Anforderungen entsprechen», erklärt Balz. Die Gebäudestrategie dient der Einhaltung dieser Zielwerte, die nahezu dem Standard Minergie-P entsprechen.   Entsprechend aufwendig ist die Sanierung der «Energieschleudern» im städtischen Umfeld. Denn zur langfristigen Erreichung der Zielwerte muss der Energieverbrauch der städtischen Gebäude in den nächsten 40 Jahren insgesamt um rund zwei Drittel vermindert werden. Eine besondere Herausforderung ist dabei der Wärmeverbrauch: Während eine Halbierung im Strombereich zur Zielerreichung genügt, ist im Wärmebereich eine Reduktion auf einen Fünftel des heutigen Verbrauchs nötig.  

Böse Überraschungen  

Ein erster Schritt in Richtung der Zielvorgaben wurde mit der Sanierung der Schulanlage Säli gemacht. 1968 von den Oltner Architekten Alfons Barth und Hans Zaugg erbaut, waren neben der Fassade auch Heizung und Lüftung sanierungsbedürftig. Dabei galt es besondere Herausforderungen zu meistern: «Da das Schulhaus unter Denkmalschutz steht, durften wir die äussere Fassade nicht verändern», so Balz. Zudem konnte das geplante Terminprogramm nicht eingehalten werden, da während der Sondierarbeiten für die neue Fassade völlig unerwartet schwach gebundene Asbestvorkommen entdeckt wurden. «Die Entfernung des Asbest verzögerte nicht nur die Sanierung, sondern kostete zusätzlich drei Millionen Franken», erinnert sich Balz.   Die gute Wärmedämmung und die verbesserte Luftdichtigkeit der neuen Fassadenverglasung sorgen heute nicht nur für mehr Wohlbefinden, sondern erzielen auch eine erhebliche Reduktion des Heizenergiebedarfs. Zusätzlich wurde die alte Öl-Gas-Heizung durch eine bivalente Heizzentrale mit Holzpellets und Gasheizkessel ersetzt. Für die Warmwassererzeugung konnte auf dem Dach des Sporttrakts eine thermische Solaranlage mit 140 Quadratmetern Fläche installiert werden. Balz: «Zusätzlich wird damit ein Teil des Badewassers aufgewärmt.»   

Sparen im Stadthaus  

Die Energieeinsparungen, die dank der sieben Millionen Franken teuren Sanierung heute möglich sind, belaufen sich auf rund 64 Prozent. Der gesamte Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Badewasser betrug vor der Sanierung jährlich rund 240'000 Liter Öl. Nach der Sanierung der Gebäudehülle, der Wärmeerzeugung und der Lüftung ist der Energieverbrauch auf rund 85'000 Liter Öl pro Jahr reduziert.   Beim Stadthaus soll der Energiespareffekt noch höher ausfallen: «Der Heizwärmebedarf wird mit der Sanierung um 82 Prozent reduziert», erklärt Balz. Damit sei der Minergie-Standard mehr als erreicht. Die Sanierungsmassnahmen sehen dabei unter anderem die Erneuerung der Fenster im Hochhaus sowie der angrenzenden Bauteile, eine neue Brüstung, den Einbau einer zweckmässigen Lüftung sowie die Erneuerung der Elektroanlagen vor.  

Baudirektion als Ansprechpartnerin  

Die Sanierung des zehnstöckigen Gebäudes kostet 13 Millionen Franken – das Vorhaben wurde im Rahmen einer Volksabstimmung von 80 Prozent der Stimmbürgerinnen und -bürger genehmigt. Die Mehrkosten für eine bessere Dämmung amortisieren sich bei den heutigen Energiepreisen problemlos innerhalb der Lebensdauer des Bauteils. «Sowohl das Säli-Schulhaus als auch das Stadthaus haben zudem einen hohen architektonischen Wert und prägen das Stadtbild von Olten», so der Leiter der Baudirektion.   Für die Sanierung beider Gebäude wurde ein nationaler Projektwettbewerb ausgeschrieben. «Beide Male erhielten Architekturbüros aus Olten den Zuschlag», sagt Balz. Bei der Umsetzung der Massnahmen aus der Gebäudestrategie fungiert die Baudirektion als Bauherr. «Bei kleineren Sanierungen, welche die Gemeinde selbst übernimmt, ist die Baudirektion auch Ansprechpartnerin für die Bauleitung.»   

Gemeinde als Vorbild  

Nicht nur die beiden Architekten können von der Oltner Gebäudestrategie profitieren, auch für das lokale Baugewerbe ergeben sich daraus Vorteile. Daneben kommen gemeindeeigene Energielieferanten zum Zuge. «Die Stadthalle etwa kann aufgrund ihrer besonderen Fassade nicht saniert werden», sagt Balz. «Deshalb soll sie in Zukunft mit erneuerbarer Energie beheizt werden, die wir aus den Städtischen Betrieben Olten beziehen.»   Zudem hat die Gemeinde laut Balz mit ihren Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs auch eine Vorbildfunktion. «Man kann nicht immer predigen, die privaten Hausbesitzer müssten ihre Immobilien sanieren und selbst nichts unternehmen», meint er. Die Sanierung des Schulhauses Säli habe eine deutliche Aufwertung im ganzen Quartier bewirkt.   

Hohe Ziele  

Zwar sind mit der Schulanlage Säli und mit dem Stadthaus die zwei grössten Energiesorgenkinder vom Tisch, doch auf die Gemeinde wartet trotzdem noch viel Arbeit. «Da energetische Sanierungen sehr teuer, für die Lebensqualität der Bevölkerung aber nicht besonders attraktivitätssteigernd sind, haben wir momentan andere Prioritäten», weiss Balz. Geplant sind für die nächsten vier Jahre deshalb nur kleinere Projekte. «Wir können die Gebäudestrategie aus finanziellen Gründen nicht mehr in solch grossen Schritten umsetzen.» Die Stadt Olten strebt die Zielwerte für die 2000-Watt-Gesellschaft weiterhin an. Balz: «Die Ziele sind sehr hoch gesteckt, und die Herausforderung ist enorm. Aber wir bleiben dran.»

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen

Video

Olten
 
 

Kontakt

Baudirektion Olten
Adrian Balz
Leiter Baudirektion
Dornacherstrasse 1
4603 Olten
Tel. 062 206 13 16
E-Mail

 
 

Links

 
 

Zahlen und Fakten

  • Einsparung des Energiebedarfs im Stadthaus: 82 Prozent 
  • Einsparung des Energiebedarfs in der Schulanlage Säli: 64 Prozent 
  • Kosten des Gesamtprojekts: bisher 20 Millionen Franken
 
 
Energiestadt