Sonceboz-Sombeval (BE), 1'900 Einwohner
Was tun, wenn ein geschütztes Gebäude zum
Energiefresser wird? Die Gemeinde Sonceboz-Sombeval (BE) musste sich mit dieser
Frage auseinandersetzen. Nach der Sanierung und Erweiterung konnte der
Energiebedarf des Gemeindehauses auf einen Sechstel reduziert werden.
Durch die Erneuerungs- und Isolationsarbeiten konnte der Energieverbrauch des Gemeindehauses auf einen Sechstel reduziert werden.
Das Gemeindehaus von Sonceboz-Sombeval ist ein Werk
des französisch-schweizerischen Architekten Bernard Tschumi aus dem Jahr 1965.
Der Rohbetonbau beherbergte seinerzeit einen Mehrzwecksaal, einen Kindergarten
und das Gemeindebüro. Seit Mai 2001 ist das Gebäude im Bauinventar des Kantons
Bern eingetragen. Obwohl von einem international bekannten Architekten erbaut,
war es in einem schlechten Zustand und hatte sich im Laufe der Jahre zu einem
eigentlichen Energie- und Geldfresser entwickelt. «Damals wurden die
Armierungseisen zu nahe an der Aussenfläche montiert. Mit der Zeit setzte die so
genannte Carbonatisierung ein - das Eisen begann zu rosten, und der Beton
platzte ab», erklärt Yvonnick Haldemann, Architekt der Agentur Etienne
Chavanne, welche die Ausschreibung der Gemeinde für die Sanierung gewonnen hat.
Das Gebäude wies unzählige Risse auf, durch die im Winter die Kälte und im
Sommer die Hitze eindrang.
Was tun mit diesem Baudenkmal? Die Frage beschäftigte die Gemeinde Sonceboz-Sombeval während mehrerer Jahre. Es boten sich zwei Möglichkeiten an. Um das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes zu bewahren, hätte man es am besten mit einer Innenisolation versehen. Doch damit wäre das Problem der Risse in der Fassade noch nicht gelöst gewesen. Natürlich hätte man die Risse flicken können, doch die Abdichtung wäre nur kurzfristig gelungen und hätte regelmässig erneuert werden müssen. Die zweite Lösung bestand in einer Aussenisolation. «Für eine effiziente und dauerhafte Lösung kam nur die Aussenisolation in Frage. Auch wenn die Aussenverkleidung das ursprüngliche Bauvolumen leicht vergrössert und die Fassaden optisch verändert hat, konnten wir die Volumetrie bewahren», sagt Haldemann. Vor dem Entschluss zur Ausschreibung liess die Gemeinde zahlreiche Gebäudeanalysen durchführen. Schliesslich landeten zwei Ordner voller Studien, die im Laufe der Jahre gemacht worden waren, auf den Pulten von Haldemann und seinem Team. Die Unterlagen betrafen die Gebäudestruktur, die toxischen PCB-haltigen Dichtungen (polychlorierte Biphenyle), welche die Risse und Vorspannkabel der Struktur überdeckten. Die Studien hatten nie zu konkreten Arbeiten geführt, da die Kostenvoranschläge entweder zu hoch waren oder ins Leere liefen. Die Idee, das Gebäude gleichzeitig zu sanieren und zu vergrössern und einen zweiten Kindergarten sowie eine Kinderkrippe zu integrieren, gab schliesslich den Ausschlag, dass das Projekt realisiert wurde. Eine Sanierung im Minergie-Standard hatte ursprünglich nicht zum Pflichtenheft gehört, erwies sich aber angesichts des Ausmasses der Arbeiten als sinnvoll. «Wir haben Ingenieurbüros kontaktiert, die auf Betonbauten spezialisiert sind, um die Bestätigung zu erhalten, dass wir die Alterung durch die Verkleidung der Aussenstruktur stoppen könnten», erzählt Haldemann. «Wir waren überzeugt, dem Verfall Einhalt gebieten zu können, wenn das Gebäude nicht mehr grossen Temperaturschwankungen ausgesetzt war.»
Bevor die Arbeiten aufgenommen wurden, informierte die Gemeinde ihre Einwohner über das Projekt, das ohne Einsprache über die Bühne ging. Die Sanierung wurde mit einem Rahmenkredit sowie kantonalen Subventionen und Bundesbeiträgen in Gesamthöhe von 2,5 Millionen Franken für die energiespezifischen Bauaspekte finanziert. Die Bauarbeiten wurden von Dezember 2009 bis Ende April 2011 unter zeitweiliger Gebäudebenutzung ausgeführt. Für die Baustelle das Architekturbüro Etienne Chavanne zuständig, das über drei Agenturen in der Region – in Rebeuvelier, Porrentruy und Moutier - verfügt und 21 Mitarbeiter beschäftigt. Die Agentur hatte bereits Industriehallen in Sonceboz-Sombeval erstellt. Wie für diese Art von komplexen Projekten üblich, arbeitete der Architekt mit verschiedenen Fachleuten zusammen, darunter ein Ingenieur für Gebäudethermik, ein HLS-Ingenieur (Heizung, Lüftung, Sanitär) oder ein auf Domotik spezialisierter Elektriker. Letzterer kümmerte sich nicht nur um die Beleuchtung, sondern auch um die Verwaltung aller Zugänge, die Sicherheit und die Automation von Storen oder Lampen. Dank dieser intelligenten und bis ins Detail geplanten Funktionen konnten der Komfort im Innern und die Wartung wesentlich verbessert werden. Da das Gebäude im Hinblick auf die Thermik volumenmässig vergrössert wurde, konnte auch die Akustik des grossen Saals optimiert werden. So üben neben den Turnern auch Orchester und die Dorfmusik im grossen Saal des renovierten Gebäudes. Wie oft bei gut geführten Projekten ergab sich am Schluss eine Win-Win-Situation: Einerseits wurde die Nutzfläche vergrössert, andererseits ergaben sich Einsparungen bei den Energiekosten, die jetzt nur noch einen Sechstel betragen. Der Komfort ist viel besser als früher. Die Räume sind im Sommer nicht mehr überhitzt und im Winter nicht mehr zu kühl. Das Echo ist in der ganzen Gemeinde positiv, denn die Räumlichkeiten stehen den 1750 Einwohnern und zahlreichen Dorfvereinen zur Verfügung.
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