Lokale/regionale Wertschöpfung generieren

In der Schweiz belaufen sich die Endverbraucherausgaben für Erdölprodukte aktuell auf rund 20 Milliarden Franken pro Jahr. Diese Mittel fliessen fast ausschliesslich ins Ausland ab, nur ein kleiner Teil der Wertschöpfung mit Erdölprodukten bleibt im Inland (z. B. durch Tankstellen, Raffinerien). Grösser ist die inländische Wertschöpfung bei den rund 3 Milliarden Franken Ausgaben der Endverbraucher für die anderen fossilen Energieträger wie Erdgas, wo beispielsweise der Betrieb des Verteilnetzes einen wesentlichen Faktor darstellt. Grundsätzlich kann die lokale und regionale Wertschöpfung massgeblich gesteigert und der Geldabfluss ins Ausland verringert werden, indem der Import von fossilen Energieträgern reduziert und die Nutzung von «einheimischer» erneuerbarer Energie gefördert wird. Die Umsetzung der hierfür nötigen Massnahmen ist zwar mit Investitionen verbunden, zahlt sich mittel- und langfristig aber aus, da die Wertschöpfung im Inland zunimmt, die Abhängigkeit vom Ausland reduziert und damit die Versorgungssicherheit erhöht sowie gleichzeitig das Klima geschont wird.

Im Unterschied zu Unternehmen, die ihre Investitionen innerhalb weniger Jahre amortisieren müssen, orientieren sich Gemeinden an langfristigen Investitionsstrategien. Sie verfügen damit über vielfältige Möglichkeiten, mit zukunftsgerichteten Investitionen im Energiebereich die lokale und regionale Wertschöpfung nachhaltig zu steigern. Schon heute beträgt die «Paybackdauer», also die Zeit, bis der finanzielle Aufwand durch Einsparungen beim Verbrauch kompensiert ist, in vielen Energieeffizienzprojekten weit unter zehn Jahre. Dies stellt für viele Unternehmen ein grosses Hindernis für den Investitionsentscheid dar, eröffnet aber gerade Gemeinden mit einer langfristigen Investitionsstrategie attraktive Chancen. Gemeinden übernehmen damit eine wichtige regionale Vorbildfunktion. Wie sich Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der oben genannten Beispielgemeinde auf die lokale Wertschöpfung auswirken könnten, zeigen wir anhand von zwei vereinfachenden Modellrechnungen (Erläuterungen zu den Berechnungen der Fachhochschule St. Gallen). Gemäss dem Szenario der Energiestrategie 2050 des Bundes (Szenario neue Energiepolitik) wird eine durchschnittliche Gemeinde mit 1500 Einwohnern durch eine gezielte kommunale Energiepolitik den Energieverbrauch reduzieren und die Versorgung zu einem grossen Teil auf eine regionale Basis stellen können. Welche Chancen dies der Gemeinde aus heutiger Perspektive (heutige, konstante Energiepreise) eröffnet, ist in Abbildung 3 und Abbildung 4 dargestellt.

Abbildung 3: Ausgaben der Endverbraucher für Energie in einer1500-Einwohner-Gemeinde (Beispiel)
Quelle: Fachhochschule St. Gallen
Erläuterungen zu den Berechnungen

Abbildung 4: Wertschöpfung mit Energie in einer 1500-Einwohner-Gemeinde(Beispiel)
Quelle: Fachhochschule St. Gallen
Erläuterungen zu den Berechnungen

 

In Abbildung 3 ist im linken Balken ersichtlich, dass alle Endverbraucher der Gemeinde zusammen jährlich knapp 6 Millionen Franken für die Beschaffung von Energie ausgeben. Wir gehen davon aus, dass durch diese Ausgaben in der Gemeinde eine unmittelbare Wertschöpfung von rund 1 Million Franken ausgelöst wird (siehe linken Balken in Abbildung 4). Im Jahr 2050 werden gemäss diesem Szenario die Ausgaben der Endverbraucher in der Beispielgemeinde insgesamt auf knapp 3 Millionen Franken halbiert werden können. Während also im Jahr 2010 alleine 4 Millionen Franken für Erdölprodukte und Erdgas ausgegeben wurden, soll sich dieser Betrag im Jahr 2050 auf unter 1 Million Franken verringern. Von den entsprechenden Ausgaben kommt der lokalen Wirtschaft – wie oben erwähnt – auch in Zukunft nur sehr wenig zugute, da ein Grossteil davon ins Ausland abfliesst. In 40 Jahren sollen sich die Ausgaben für Endenergieträger folglich stark reduzieren. Trotzdem können unter den getroffenen Annahmen durch die Ausgaben der Endverbraucher für Energie weiterhin rund 1 Million Franken der lokalen Wirtschaft zugute kommen. Dies wird im rechten Balken in Abbildung 4 im nicht gelben Teil ersichtlich. Der im Vergleich zu 2010 grössere graue Balken (Wertschöpfung durch Elektrizität) verdeutlicht, dass die Gemeinde Elektrizität vermehrt lokal aus Sonne, Wind und Biomasse produziert und damit die lokale Wertschöpfung unmittelbar steigern kann. Ein grosses Potenzial bei der kommunalen Energieerzeugung liegt zudem im Wärmebereich: In Gemeinden mit grossem Holznutzungspotenzial kann der Wärmebedarf oft vollumfänglich mit Holz gedeckt werden. Bei dieser Art der Energienutzung fliesst ein besonders hoher Anteil der Ausgaben direkt in die lokale Wirtschaft.

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